Der Femtember 2021 ist schon fast vorbei und in meinem letzten Post zu der Aktion von Nico im Buchwinkel möchte ich mich den Genres Science Fiction und Fantasy widmen. Gerade in diesen beiden Genres bemerke ich oft klischeehafte Frauenbilder und Frauenfiguren, die gerettet werden müssen oder in den wichtigen Showdowns plötzlich keine Rolle mehr spielen. Darüber habe ich schon mal in meinem Blogpost Frauenfiguren, die rausgeschrieben werden, wenn es drauf ankommt berichtet.
Das finde ich sehr schade, denn Science Fiction ist mein Lieblingsgenre. Das Einzige, was mich daran oft stört, sind die miesen Frauenfiguren und die große Überzahl an männlichen Autoren (zumindest in den Sub-Genres, die ich lese). Das ist auch ein Grund, weshalb ich selbst Science Fiction schreibe.

Für den Femtember habe ich nun drei Bücher gelesen, die mir unter feministischen Blickpunkten empfohlen wurden und die ich euch im Folgenden kurz vorstellen möchte.
Ich bin Gideon von Tamsyn Muir
Ich bin Gideon war ein Spontankauf. Ich hatte gar nicht vor, es für den Femtember zu lesen, doch dann habe ich es zufällig als Mängelexemplar entdeckt und da es mir gerade ein paar Tage zuvor auf Instagram empfohlen wurde, habe ich es direkt gekauft. Insgesamt hatte ich so meine Probleme mit dem Buch. Ich würde es ehrlich gesagt persönlich kaum als Science Fiction bezeichnet, auch wenn es dick und fett vom Verlag so eingeordnet wird. Es geht um Nekromantie, Magier*innen, die mit Knochen und Geistern und Ähnlichem hexen. Es gibt zwar pseudowissenschaftliche Wörter wie „Panenergie“, die herum geschmissen werden, aber wirklich erklärt wird das Übernatürliche nicht. Der Plot ist hingegen ziemlich klar und gut zu folgen: Es geht um einen Wettbewerb, quasi ein magisches Assessment Center, um zu bestimmen, wer eine hohe magische Position in diesem Reich erhält. Dabei geschieht jede Menge Gefährliches und teils ziemlich Düsteres, beinah Horror-mäßiges Zeug. Kurz: Es war einfach nicht meine Genre Präferenz.
Aber es soll hier ja um Feminismus gehen. Und zugutehalten muss ich dem Buch, dass eigentlich alle bedeutenden Rollen weiblich sind, stark und definitiv keinen Mann brauchen, um gerettet zu werden. Frauen retten sich hier selbst oder gegenseitig. Das fand ich sehr schön. Außerdem gibt es keine heteronormative Beziehung, sondern eine LGBTQ+ Beziehung steht im Zentrum des Buchs, die aber leider ähnlich klischeehaft herüberkommt, wie viele hetero Literatur-Beziehungen. Es ist eine klassische „Hate to Love“ Geschichte, die ich nicht so ganz nachvollziehen konnte, auch wenn ich beide Protagonistinnen für sich sehr spannend fand.
Wasteland von Judith C. Vogt und Christian Vogt
Wasteland habe ich letztes Jahr beim Femtember entdeckt und es hat mich wegen der genderneutralen Sprache neugierig gemacht. Wasteland ist ein Post-Apolypse-Roman, ziemlich actionreich und rasant im Plot, so wie ich es mag. Nur zum Ende hin wird es teils zu rasant, sodass vieles ziemlich überstürzt abgehandelt wird oder offen bleibt. Insgesamt hat mir das Buch von den drei hier vorgestellten aber am besten gefallen und das lag besonders an den beiden ProtagonistInnen, die ich extrem sympathisch und authentisch fand.
Die Geschlechterklischees werden hier völlig über den Haufen geschmissen: Sie ist mutig und stark und dreist und freiheitsliebend und hat einen starken Sexualtrieb. Er ist sensibel und ängstlich und nachdenklich und zögert eher mit der Sexualität. Das fand ich sehr erfrischend. Zusätzlich gehen beide Figuren eine gigantische Entwicklung durch, die zeigt, dass viele verschiedene Seiten in uns allen stecken. Geschlechter sind in dem Buch vielfältig. So gibt es auch nicht-binäre Figuren, die mit dem Pronomen „sir“ beschrieben werden. Es ist völlig normal, dass Menschen sich mit ihrem Pronomen vorstellen. Das Geschlechterthema ist also in Wasteland sehr präsent, ohne aber dass es explizit thematisiert wird. Es ist einfach nur da, ein normaler Teil der zukünftigen Gesellschaft. Das hat mir wirklich gut gefallen und ich wünsche mir mehr Science Fiction Literatur, die auch die Entwicklung der Geschlechter mitdenkt. Außerdem mochte ich, dass ebenso nebenbei und doch zentral psychische Krankheit eine Rolle spielt und (in meiner Einschätzung) authentisch und mitreißend dargestellt wird.
Soulless von Cail Carriger
Soulless lese ich gerade als Buddyread, bin also noch nicht ganz durch mit dem Buch. Es handelt sich hier um Fantasy und liegt auch eher außerhalb meiner Genre-Komfortzone, denn es spielt in der Vergangenheit (19. Jahrhundert würde ich jetzt mal schätzen) und es handelt von Vampiren und Werwölfen. Beides ist eigentlich nicht so meins, aber es ist auch schön, mal etwas Neues kennen zu lernen.
Was mir am Buch gefällt ist der trockene Humor. Da die Protagonistin keine Seele hat (deshalb auch der Titel), ist sie super-locker und sarkastisch und insgesamt ziemlich cool. Sie bricht mit den Rollenbildern ihrer Zeit, ist frech und aufmüpfig, lässt sich nicht verheiraten und hat keine Angst vor Männer (egal ob menschlich oder übernatürlich). Das Buch fing super an mit einer Szene nach meinem Geschmack, in der sie sich selbst gerettet hat. Leider ist es nun in der Mitte des Buchs doch wieder so, dass sie von einem Mann gerettet werden muss. Das würde ich ja noch durchgehen lassen, wenn zumindest nicht die „Liebesgeschichte“ bisher so klischeehaft wäre. Er ist der draufgängerische, leidenschaftliche Eroberer, sie lässt halt einfach so mit sich machen. Es nervt mich, wie passiv sie ist. Allerdings wurden mittlerweile auch andere Beziehungs- und Dating-Modelle vorgestellt mit ausgeglicheneren Geschlechterrollen, deshalb hab ich die Hoffnung, dass das Ganze auf den letzten 150 Seiten noch eine positive vielleicht sogar feministische Entwicklung durchläuft.
Kennt ihr die Bücher und wie fandet ihr sie? Welche Fantasy und Science Fiction Bücher findet ihr feministisch? Seid ihr auch beim Femtember dabei?
Meine bisherigen Femtember Blogposts waren:
Feminismus, Rassismus und soziale Ungleichheit
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Ich hab alle drei noch nicht gelesen, aber auf „Wasteland“ hast du mich jetzt wirklich neugierig gemacht! Liebe Grüße, Tala
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Die Buchreihe von Cail Carriger steht beim mir auch im Regal und ich habe alle Bücher schon zweimal gelesen. Aber lange bevor ich mich mit Feminismus beschäftigt habe. Daher weiß ich gar nicht so genau, wie klischeehaft es ist. Aber ich mag die starke Protagonistin und das bleibt sie trotz aller Liebesdramen.
Ich habe diesen Monat „Die namenlose Königin“ von Rebecca McLaughlin gelesen. Ist eine Fantasygeschichte mit vielen starken weiblichen Charakteren.
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Hallo wieder 😊 Ich habe „Ich bin Gideon“ nicht geschafft, tatsächlich hab ich es sogar zur Seite gelegt und ein paar andere Bücher gelesen. Irgendwie war es mir einfach zu düster und als Science Fiction betrachte ich es auch nicht. Vielleicht war der Verlag auch überfragt mit einer Zuordnung, wer weiß…
LG
Murphy
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